Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sehen sich zunehmend mit Anforderungen an Nachhaltigkeitsinformationen konfrontiert. Ob durch große Auftraggeber, die unter die CSRD-Berichtspflicht fallen, Kreditinstitute, Investor:innen oder andere Stakeholder – immer mehr werden KMUs mit Fragebögen zu den unterschiedlichsten ESG-Auskünften überhäuft.
Der neue europäische Berichtsstandard für KMUs soll Abhilfe verschaffen. Mit einem leicht verständlichen und möglichst praktikabel gestalteten Standard sollen sie dabei unterstützt werden, die geforderten Informationen gebündelt bereitzustellen.
Für die Erarbeitung entsprechender
Berichtsstandards, die auf KMUs zugeschnitten sind, hat die EU die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) beauftragt. Während der LSME-Standard (Listed Small and Medium Enterprises) als Berichtsstandard für kapitalmarktorientierte KMU gedacht ist, die spätestens ab 2028 unter die CSRD-Pflicht fallen, richtet sich der freiwillige VSME-Standard (Voluntary Small and Medium Enterprises) an nicht-kapitalmarktorientierte KMUs, die nicht direkt von der CSRD-Pflicht betroffen sind. Nachdem Anfang des Jahres die ersten Entwürfe veröffentlicht wurden, werden die finalen Versionen von LSME und VSME im Herbst 2024 erwartet.
Was kommt auf Sie zu? Das fordert der VSME-Standard:
Berichte nach dem VSME-Standard sind darauf ausgelegt, jährlich angefertigt zu werden und folgen einem modularen Aufbau. Das Basismodul, für welches keine Wesentlichkeitsanalyse erforderlich ist, ist zentraler Bestandteil jedes VSME-Berichts.
Es umfasst das Reporting von etwa 30 Datenpunkten. Darüber hinaus können KMU für ihren VSME-Bericht aus zwei Wahlmodulen wählen, welche eine doppelte Wesentlichkeits-analyse erfordern: Das PAT-Modul und/oder das Business-Partner Modul.
Datenpunkte:
Unter VMSE-ED Übersetzung Datenpunkte können Sie sich die Datei im Excel-Format herunterladen.
Hierbei wurde lediglich eine Übersetzung der Datenpunkte aus den drei Modulen des VSME-Entwurfs vorgenommen, nicht des gesamten Entwurfs. Das Dokument kann als Unterstützung für das Verständnis der VSME im Rahmen einer Konsultation dienen
Berichtskonstellationen:
Variante 1 | Basis Modul |
Variante 2 | Basis Modul, PAT-Modul |
Variante 3 | Basis Modul, Business-Partner Modul |
Variante 4 | Basis Modul, Business-Partner Modul, PAT-Modul |
Die Module:
Das narrative PAT-Modul (Policies, Actions and Targets) bietet KMU, die bereits Leitlinien, Ziele und Maßnahmen im Bereich ESG erarbeitet haben, die Möglichkeit, diese systematisch offenzulegen. Das BP-Modul (Business Partners) hingegen standardisiert die Offenlegung von weiteren Datenpunkten und Beschreibungen, die häufig von Kreditgebern, Investoren oder Geschäftspartnern gefordert werden und über das Basismodul hinausgehen. Der erste Entwurf enthält zudem bereits umfangreiche Hilfestellungen zu den einzelnen Modulen und der Wesentlichkeitsanalyse, etwa empfohlene Darstellungsformen, zusätzliche Ressourcen und eine Liste von möglichen Nachhaltigkeitsthemen für die Wesentlichkeitsanalyse.
FAZIT: Der VSME-Standard als ESG-Starthilfe für KMU
Generell ist eine Zunahme von indirekten Berichtspflichten für KMUs zu erwarten. Mit der Reduzierung der Anforderungen bei gleichbleibender Sprache, soll die VSME den Aufwand für das Nachhaltigkeits-Reporting der KMUs deutlich entlasten.
KMUs können aus dem ersten Entwurf zum VSME-Standard bereits Erkenntnisse für ihre nächsten Schritte im Bereich ESG mitnehmen. Die Beobachtung der weiteren Entwicklungen wird zeigen, ob der EFRAG bei der Entwicklung des neuen Standards die Balance gelingt, dem Informationsbedarf von Geschäftspartnern und Stakeholdern auf praktikable Art und Weise gerecht zu werden und so KMU beim ESG-Reporting zu unterstützen.
Nach dem ersten Entwurf steht jedoch eines fest: Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse ist für das grundlegende Reporting von KMU zwar nicht zwingend erforderlich. Sie ist dennoch ein sinnvoller Schritt für den eigenen strategischen Umgang mit ESG-Themen eines KMU sowie für die tiefergehende Berichterstattung, die vermehrt von Geschäftspartnern und Stakeholdern gefordert wird.
Neben der Erfüllung von Informationsanforderungen bietet der neue Standard durch die einfache Umsetzbarkeit auch das Potenzial, die Stakeholder-Kommunikation insgesamt zu verbessern.
Auf der einen Seite liefern die verminderten Anforderungen der VSME Entlastung für KMUs, auf der anderen Seite bieten immer mehr Software-Hersteller Ki-basierte Lösungen an, die für kleines Geld, die meisten Schritte der Datenerhebung und Durchführung der Wesentlichkeitsanalyse übernehmen. Die Beschäftigugung mit einem SaaS-Anbieter kann sich hier schnell finanziell rechnen.
CHECKLISTE:
Über den aktuellen Stand von VSME informiert bleiben
Interne Zuständigkeiten klären
Basismodul vorbereiten
Wahlmodule prüfen
Wesentlichkeitsanalyse durchführen
Quellen:
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