Was es bedeuetet, wenn eine gute Strategie in schlechter Umsetzung endet
jedes Unternehmen kennt es: Das Management hat eine Strategie definiert und kommuniziert diese im Unternehmen ohne daraus abgleitete Bereichsstrategien und Maßnahmenpläne abzuleiten. Wenn die Ableitung den einzelnen Funktionen und Standorten überlassen wird, kann es, ohne Governance, schnell zu Abweichungen kommen. Dieser Kursverlust geschieht oft schneller als man denkt. Der Effekt: Bereiche beginnen die Strategie anders zu interpretieren und eigene Lösungsansatze zu entwickeln. In der Politik ist es ganz ähnlich. Die Leittragenden? Betriebe und Verbraucher:innen, die gut gemeinte Nachhaltigkeitsstrategien unterstützen, jedoch defizitäre Umsetzungen lokal ausgesetzt werden.
Es beginnt mit der positiven Zielsetzung der Politik ...
Die Politik setzt sich zunehmend für Nachhaltigkeit ein, wie die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) und das diese Woche verabschiedete Renaturierungsgesetz zeigen. Diese Maßnahmen sollen Unternehmen dazu bringen, ökologischer zu handeln und ihre Umweltauswirkungen zu minimieren.
Ziel der Politik ist es unter anderem, Unternehmen dazu zu bringen Nachhaltigkeit in den Unternehmensstrategien zu verankern. Dies zeigt sich auch im Bereich der Landwirtschaft. Bis 2030 sollen beispielsweise 30% der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch bewirtschaftet werden (Bio-Strategie 2030 des BMEL). Diese Ziele fördern den Schutz von Biodiversität und die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume. Sie ermutigen Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle umweltfreundlicher zu gestalten und weiter zu fördern.
... doch manche Fälle scheitern an der Umsetzung
Trotz guter europäischer oder nationaler Zielsetzungen gibt es oft Diskrepanzen je weiter man in die Umsetzung auf regionaler oder lokaler Ebene schaut. Diese Diskrepanz zwischen Zielen und Umsetzung können zu Zielkonflikten und letztlich zum Leid von Betrieben und Verbraucher:innen führen.
Beispiel: Bio-Betriebe
Die ökologische Landwirtschaft zeigt, dass parallel zu den nationalen Zielen lokale Maßnahmen gefördert werden, die entweder wenig zur Förderung der Biodiversität oder des Tierwohls beitragen, oder gar zum Rückgang führen. Beispielsweise erschweren erhöhte Fleichbeschaugebühren der Stadt Viersen die Wettbewerbsfähigkeit der Biobetriebe.
„[Die Stadt Viersen in NRW hat in] 2024 die Fleischbeschaugebühren um bis zu 60% erhöht, sodass Hofmetzgereien mittlerweile über achtmal so viel Gebühren bei jeder Schlachtung zahlen müssen als die großen Schlachthöfe, die kaum Wert auf Tierwohl und stressfreie Schlachtung legen.“, so die eine Petition von Theresa Coßmann auf der Plattform Change.org.
Hier sollte die Politik stattdessen geringere Gebühren für Betriebe einführen, welche einen positiven Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.
Zudem beeinträchtigen politische Maßnahmen wie das Renaturierungsgesetz, das Flächen für Renaturierung bindet, ökologische Betriebe zusätzlich, denn diese Betriebe benötigen größere Landflächen, um nachhaltige Praktiken umzusetzen. Eine Ausnahmeregelung für Biobetriebe von bestimmten Landnutzungsverboten könnte hier Abhilfe schaffen.
Fazit und Relevanz für KMUs
Die politischen Bestrebungen zur Förderung der Nachhaltigkeit sind deutlich, doch durch defizitäre Umsetzungspakete bremsen eher als dass sie zur Erreichung der Ziele beitragen. Diese Hindernisse erschweren es insbesondere den KMUs, die bereits nachhaltige Praktiken anwenden, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten; nicht nur Bio-Agrarbetriebe. Es ist daher wichtig, dass betroffene Unternehmen diese Herausforderungen aktiv und sachlich an die Politik kommunizieren.
Städte und Gemeinden auf der anderen Seite sollten sich die internationalen und bundesweiten Strategien zu eigen machen und eine zielgerichtete Umsetzung kontrollieren. Andernfalls kann es zu Standortnachteilen kommen, die Unternehmen zum Abwandern verleiten.
Was ist können Unternehmen tun?
Aktiv bleiben: Das kontinuierliche Einsetzen für eigene Belange und das Informieren über politische Entwicklungen kann helfen die Zielkonflikte zu minimieren.
Vernetzung: Um gemeinsam stärker auftreten zu können und an gemeinsamen Lösungen zu arbeiten, kann man sich an Netzwerken und Verbänden beteiligen.
Einflussnahme in Gemeinden: Positionen wie beispielsweise größere Betriebe in kleinen Gemeinden können genutzt werden, um positive Veränderungen herbeizuführen und Einfluss auf die Politik zu nehmen.
Petitionen: Das Starten oder Unterstützen von Petitionen, um Aufmerksamkeit zu erlangen ist förderlich. Sollte das Thema der ökologischen Landwirtschaft und der erhöhten Fleischbeschauungsgebühren für sie relevant sein können Sie diese Petition unterstützen: [Petition gegen die Erhöhung der Schlachtgebühren].
Quellen:
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