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  • AutorenbildJean Bauer

DIY Integration: Fachkräftemangel bekämpfen und Integration fördern

wir leben in einer Zeit, in der sich zwei wichtige gesellschaftliche Entwicklungen aufeinandertreffen: Einerseits sehen wir eine Zunahme von ausländischen Arbeitskräften (u.a. Expats, Flüchtlinge und Asylbewerber), die in einigen Fällen über eine gute Ausbildung verfügen, andererseits erleben wir einen anhaltenden Fachkräftemangel, der Unternehmen vor große Herausforderungen stellt. Doch inmitten dieser Herausforderungen gibt es eine Chance, die oft übersehen wird: Die Integration von ausländischen Arbeitskräften in den deutschen Arbeitsmarkt. Wie das gelingen kann, sollen einfache Managementansätze und Praxisbeispiele zeigen.



Aktuell gibt es in Deutschland Tausende von Asylbewerbern, die auf die Möglichkeit warten, ihren Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Gleichzeitig leidet Deutschland wie viele andere Länder unter einem erheblichen Fachkräftemangel. Während wir in Branchen wie der Informationstechnologie und der Medizin schon lange über den Fachkräftemangel reden, müssen wir seit einiger Zeit auch in anderen Wirtschaftszweigen erkennen, dass es nicht nur an Fachkräften fehlt, sondern an allgemeinen „Kräften“; wie zum Beispiel im Pflegebereich, Handwerk und vielen anderen Branchen, in denen dringend Arbeitskräfte gesucht werden.


Mit Blick auf die Fachkräfteintegration fokussiert sich die aktuelle Asylpolitik vermehrt auf Abschottung, Kontrollen und Abschiebungen. Studien haben jedoch gezeigt, dass diese Maßnahmen nicht nur unwirksam sind, sondern auch den Staat erheblich finanziell belasten. Viele Asylbewerber sind bereit und motiviert, sofort in den Arbeitsmarkt einzusteigen und ihren Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Doch allzu oft stehen bürokratische Hürden und Beschränkungen dem im Weg, sodass sie auf Sozialleistungen zurückgreifen müssen.

Die Folgen dieses Status quo sind vielschichtig. Die Integration der Asylanten in die Gesellschaft gestaltet sich schwierig, da sie oft in isolierten Gemeinschaften verharren. Der Mangel an Beschäftigungsmöglichkeiten führt zu weiteren Problemen und belastet das Sozialsystem. Gleichzeitig wächst der Unmut in der Bevölkerung über diese Situation.


Do-it-yourself (DIY) - Vom Machen bis zur Suche nach Unterstützern

Die Lösung dieses Dilemmas erfordert ein gemeinsames Engagement sowohl von Politik als auch von Unternehmen. Die Politik ist gefordert, die Asylpolitik zu überdenken und Flüchtlingen schneller Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Doch auch Unternehmen können und sollten aktiv werden:

  • Dialog mit der lokalen Politik: Unternehmen sollten den Dialog mit der örtlichen Politik suchen und Druck ausüben, um die Integration von Flüchtlingen zu fördern. Dies kann beispielsweise die Schaffung von Wohnraum, Sprachunterricht, Schulen und Ausbildungsplätzen umfassen.

  • Integration ins Personalwesen: Unternehmen sollten sich mit den Prozessen der Anstellung von Asylbewerbern auseinandersetzen und diese nahtlos in ihre Personalabteilungen integrieren. Hierbei können bereits existierende Programme zur Unterstützung von Migranten genutzt werden.


Schaffen Sie sich selbst Ihre win-win-Situation

Besonders im ländlichen Raum, wo manche Unternehmen die einzigen Arbeitgeber sind, haben Unternehmen einen starken Einfluss auf die lokale Politik. Sie können mit ihrem Engagement nicht nur die Integration von Flüchtlingen vorantreiben, sondern auch ihre eigenen Stellen besetzen und ihr Unternehmen stärken.

Eine schnelle Arbeitsmarktintegration ist der Schlüssel zur Lösung. Arbeiten zu dürfen ist die wichtigste Komponente für eine erfolgreiche Integration von Asylbewerbern und Flüchtlingen. Durch Arbeit können sie nicht nur ihre finanzielle Unabhängigkeit erlangen, wodurch das Sozialsystem entlastet wird, sondern stellen auch ihre Fähigkeiten und Talente in den Dienst der Gesellschaft. Sie erlernen nachweislich schneller die deutsche Sprache und können ebenso bei internationalen Geschäftsbeziehungen eines Unternehmens behilflich sein.

Mittelständische Unternehmen in Deutschland können eine entscheidende Rolle dabei spielen, diese Integration zu ermöglichen. Sie sollten nicht nur den Blick auf den Fachkräftemangel richten, sondern auch die Potenziale erkennen.


5 Schritte, die Unternehmen proaktiv angehen können:

  1. Angepasste Einstellungspraktiken: Unternehmen können ihre Einstellungspraktiken anpassen, um Expats, Asylbewerbern und Flüchtlingen eine faire Chance zu geben. Dies beinhaltet die Anerkennung ausländischer Qualifikationen und die Bereitstellung von Schulungen, wenn nötig.

  2. Kulturelle Sensibilisierung: Im Rahmen von „Integrationstagen“ können Unternehmen Schulungen und Programme zur kulturellen Sensibilisierung anbieten, um das gegenseitige Verständnis zwischen Mitarbeitern zu fördern und ein integratives Arbeitsumfeld zu schaffen.

  3. Netzwerke und Kooperationen: Unternehmen können sich mit der lokalen Politik, Organisationen und Initiativen zusammenschließen, die sich auf die Integration von Asylbewerbern und Flüchtlingen spezialisiert haben. Dies kann den Zugang zu potenziellen Arbeitskräften erleichtern.

  4. Mentorship-Programme: Unternehmen können Mentorship-Programme einrichten, um Asylbewerbern und Flüchtlingen bei der Eingewöhnung in den Arbeitsmarkt zu helfen und ihre berufliche Entwicklung zu fördern.

  5. Aktive Werbung: Wer ein Gleichgewicht zwischen gut ausgebildeten ausländischen Fachkräften und tüchtigen Arbeitskräften herstellen möchte, muss sich aktiv um diese bemühen. Studien zeigen, dass es gut ausgebildete Fachkräfte bereits eher in andere Länder mit weniger Vorbehalten, besseren Arbeitsmarktbedingungen und mehr Gehalt zieht.


Praxisbeispiel:

"Die Aufnahme und Integration von ausländischen Kräften in einer Gemeinde kann zu einem erheblichen Standortvorteil führen. Je mehr sich eine Gemeinde anstrengt und Integration fördert, desto höher ist die Bereitstellung von Arbeitskräften für uns und andere lokal ansässige Unternehmen", schildert einer meiner Kunden.


Die Nachhaltigkeit wird zunehmend zu einem entscheidenden Standortfaktor, den Unternehmen bei ihrer Standortwahl berücksichtigen. Kommunen sollten sich daher darauf vorbereiten, um nicht potenzielle Arbeitgeber zu verlieren.

Für einen meiner Kunden wird es immer wichtiger, Bürgermeister und Stadträte ihrer Geschäftsstandorte aktiv auf die Förderung von Nachhaltigkeit anzusprechen. Städte und Kommunen müssen sich hierbei verstärkt in Richtung Nachhaltigkeit bewegen, um Anreize für Unternehmen zu schaffen. Integration ist dabei ein Schlüsselaspekt für meinen Kunden, da das Unternehmen einem großen Bedarf an Arbeitskräften hat sowie auf eine vielfältige und inklusive Belegschaft setzen möchten.

Der Kunde führt weiter aus: "Gleichzeitig sollten andere Nachhaltigkeitskriterien wie Luft- und Wasserqualität sowie die Förderung der Biodiversität nicht von den Kommunen vernachlässigt werden, da sie ebenfalls eine wichtige Rolle in der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit der Betriebe spielen. Zum Beispiel für die Verwendung von Insekten- und Pflanzenarten oder Grundwasser als Rohstoff oder Betriebsmittel."


Wie können Sie lokale Politiker Ihrer Geschäftsstandorte aktivieren?

Mit Einführung des CO2- und dem Risikomanagements (u.a. im Rahmen der CSRD und des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG)) wurden vermehrt Fragebögen zur Abfrage von Nachhaltigkeits-KPIs unter Geschäftspartnern verschickt. Aber wieso eigentlich bei den Geschäftspartnern aufhören? Einen ähnlichen Fragebogen schickte mein Kunde an die Kommunalpolitik ihrer Geschäftsstandorte, um die Standortvorteile einer offenen Integration in Erfahrung zu bringen.


Als Unternehmen müssen Sie letztlich abwägen, welchen Standort sie nach welchen Kriterien wählen. Ein Geschäft ohne Arbeitskräfte ist nicht stemmbar. Manche Firmen müssen daher bereits in Erwägung ziehen, ihre Türen zu schließen oder in benachbarte Orte zu ziehen, wenn keine Unterstützung für lokale Integrationsmaßnahmen bereitgestellt oder erhöht werden.


FAZIT:

Insgesamt können Unternehmen nur von einer besseren Einbindung der Politik in die Integration von Flüchtlingen und von der Integration dieser Menschen in den Arbeitsmarkt profitieren. So können sie nicht nur ihre soziale Vielfalt erhöhen, sondern auch offene Positionen besetzen und den Fachkräftemangel effektiv bekämpfen.

Sofern Unternehmen sich heute schon aus eigenem Antrieb, zur Außendarstellung oder rein für den eigenen CSR-/ESG-Bericht durch Spenden oder soziale Aktivitäten auszeichnen möchten, können sie gleichermaßen im eigenen Umfeld anfangen, die Integration ausländischer Arbeitskräfte aktiv zu fördern.

Es ist an der Zeit, die Chancen, die die ausländischen Arbeitskräfte bieten, zu erkennen und für sich selbst zu nutzen. Die Integration von Expats, Asylbewerbern, und Flüchtlingen kann nicht nur das Sozialsystem entlasten, sondern auch langfristig zur Stärkung unserer Gesellschaft und Wirtschaft beitragen.





Quellen:

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