In den letzten Jahren wurden immer mehr Frameworks und Standards entwickelt, die Unternehmen und anderen Organisationen im Bereich ESG zur Verfügung stehen. Diese Vielzahl an Möglichkeiten kann die Wahl des passenden Frameworks zur Herausforderung machen. Dieser Praxisleitfaden soll KMU dabei unterstützen, die vielzähligen Standards und Frameworks zu durchblicken und den passenden für ihr Vorhaben und Unternehmen zu finden.
ESG-Regulierungen und Standards versuchen strukturierte Ansätze zu liefern, die den KMUs die Umsetzung erleichtern sollen. Da das Thema ESG jedoch noch relativ jung ist, entstehen viele Standards parallel. Das hat wiederum zur Folge, dass viele versuchen diese Standards durch eigene Management-Frameworks greifbar zu machen.
Durch die Vielzahl an unterschiedlichen Regulierungen und Standards sind jedoch mittlerweile so viele Frameworks von ebenso vielen Organisationen erstellt und herausgegeben , dass man leicht den Überblick verliert und die eingangs strukturierten Ansätze eines einzelnen Standards ihren eigentlichen Nutzen der Sicherheit (durch Übersicht und Vereinfachung) verlieren.
EU-Taxonomie, GRI, SDGs, TCFD, Global Compact, ESRS, GHG-Protocol, EU-NFRD, ISO 26000, ISO 14001 sind nur einige von vielen verfügbaren Standards im ESG-Universum. Einerseits sorgen die vielen Frameworks dafür, dass die Vielfältigkeit von Branchen, Standorten und Organisationen abgedeckt ist und jeweils passende Frameworks verfügbar sind. Andererseits macht der Dschungel aus Regulierungen und Standards es Unternehmen schwer, den Überblick zu behalten und sich klar für ein passendes Framework zu entscheiden.
Mehrere Frameworks oder Standards abzudecken ist unter anderem aus Zeit- und Kostengründen nicht unbedingt zielführender als sich bei der Ausarbeitung eines ESG-Management auf ein Framework im Detail zu konzentrieren. Dabei kommt es aber auch stark auf das Umfeld des einzelnen Unternehmens an. Wenn ein Unternehmen beispielsweise seine Treibhausgasemissionen nach dem Greenhousegas Protocol bilanziert, wäre es ein unverhältnismäßig großer und teurer Aufwand, sie zusätzlich nach ISO 14064 zertifizieren zu lassen.
Um das passende Framework bzw. den passenden Standard für die eigene Organisation bzw. das konkrete Vorhaben zu finden, ist es hilfreich, die zur Verfügung stehenden Frameworks zunächst in vier Kategorien zu unterteilen und diese dann wie ein Entscheidungsbaum zu nutzen.
Zunächst lassen sich die Standards darin unterscheiden, welche ESG-Themen sie abdecken. Während manche Frameworks, wie GRI und ESRS die Bereiche Umwelt, Soziales und Governance übergreifend abdecken, sind andere Standards, wie etwa das GHG-Protocol, auf einzelne Aspekte in einem der drei Bereiche fokussiert.
Im zweiten Schritt ist es entscheidend das eigene Umfeld zu analysieren. Gibt es branchenspezifische Frameworks? Welche Anforderung muss mein Unternehmen in welcher Region erfüllen? Und welche Stakeholder fordern welche Mindestauflagen? Dabei kann es zum Beispiel vorkommen, dass auch ein Unternehmen bankenspezifische ESG-Standards erfüllen kann, um es der Hausbank einfacher zu machen.
Drittens, Frameworks und Standards lassen sich in eine Reihe von sogenannte Nutzenprofile einteilen. Grob lassen sich sieben Nutzenprofile unterscheiden:
Compliance-basierte Frameworks sind dafür da, um Unternehmen bei der Erfüllung gesetzlicher Vorgaben zu unterstützen. Andere Frameworks geben Ansätze für das Risikomanagement in ESG-Kontexten vor. Weitere Frameworks sind dafür gedacht, um ESG in das strategische Management von Unternehmen zu integrieren. Einige Standards sind auf die Berücksichtigung von Stakeholdern ausgerichtet. Innovationsgetriebene Frameworks unterstützen Unternehmen auf Produkt- und Geschäftsmodellebene bei der Konzeption oder Umsetzung innovativer Ansätze. Zuletzt gibt es Standards und Frameworks, die speziell auf einzelne Branchen zugeschnitten sind. Nach der Sortierung der Standards nach ihren Themen und Nutzenprofilen, können diejenigen aussortiert werden, die nicht zum eigenen Unternehmen oder Vorhaben passen.
Wenn am Ende noch mehrere Frameworks für einen zur Auswahl stehen, kann als weiteres Kriterium der Aufbau der jeweiligen Standards für das jeweilige Vorhaben entscheidend sein. Zum Beispiel gibt es Standards, die ein komplementäres Governance-Gerüst vorgeben, oder solche, die Prozesse in einzelnen Schritten vorgeben.
Fazit
Um der Verwirrung durch zu viele Standards und Frameworks entgegenzuwirken, sollten Organisationen, die Standards und Frameworks entwickeln lieber gemeinsam die bestehenden Standards verbessern und ähnliche Standards zu Einem konsolidieren, anstatt zusätzliche Frameworks herauszubringen. Ein positives Beispiel ist hier die TCFD, die auf dem COP28 verkündete ihren Ansatz an das ISSB (International Sustainability Standards Board) zu übergeben. Der Standard des ISSBs beinhaltet nun also in nun seinem Standard die vorher gebräuchlichen Empfehlungen der TCFD.
Auch die EU gibt Hoffnung auf mehr Klarheit im Bereich ESG. Mit ihren Regularien und Standards wie CSRD, ESRS, C3SD oder die EUDR bietet die EU übergreifende und auch themenspezifische Vorgaben, die teils auf ehemals freiwilligen Standards wie dem GRI aufbauen und alsbald ablösen.
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